Der nagelneue MG Cyberster XpPower hat bei uns bereits seine klassische Review mit Fahrbericht bekommen. Heute geht es ans Eingemachte. Wir wollten wissen, wie effizient der elektrische Roadster auf unserer bekannten A20-Testrunde wirklich fährt, wie er im Stadt und Landstraßenmix abschneidet und was der Ladecheck von zehn auf achtzig Prozent hergibt. Dazu gibt es Eindrücke zum Reisekomfort, zu den Assistenzsystemen und zur Navigation im Alltag. Kurz gesagt, alles was zählt, wenn aus einem Traumauto ein Begleiter für jeden Tag werden soll.

Ausgangslage und Testbedingungen
Gestartet sind wir bei spätsommerlichen achtzehn Grad Celsius und Sonnenschein. Gefahren sind wir den MG Cyberster in der XPower Version mit zwei Elektromotoren, einer an der Vorder und einer an der Hinterachse. Zusammen stehen 510 PS und 725 Newtonmeter an, der Sprint auf hundert gelingt in gut 3,2 Sekunden, die Höchstgeschwindigkeit ist mit zweihundert angegeben. Unser Testwagen rollt auf 20″ großen Felgen mit Mischbereifung, vorne 245/40, hinten 275/35. Der Rahmen war bewusst realitätsnah gewählt. Erst Landstraße über mehrere Ortschaften Richtung Neubrandenburg, dann ein kurzer Stadtabschnitt, anschließend die Autobahn in vier gleich langen Etappen mit konstanten Durchschnittsgeschwindigkeiten von hundert, 120, 140 und 160 Kilometern pro Stunde.
MG Cyberster XPower Ladecheck
Verbräuche im Alltag
Über Land meldete der Bordcomputer auf 20,2 Kilometern bei 74 Kilometern pro Stunde im Schnitt einen Verbrauch von 15,8 bis 16,0 Kilowattstunden pro hundert Kilometer. Das ist für einen allradgetriebenen Roadster mit dieser Leistung bemerkenswert gut, zumal wir nicht bummelten, sondern zügig beschleunigten, wie man es mit einem sportlichen Auto eben macht.
In der Stadt wurden auf 7,1 Kilometern bei 45 Kilometern pro Stunde im Mittel 10,9 Kilowattstunden pro hundert Kilometer angezeigt. Im Sommerbetrieb lassen sich damit denkbar große Aktionsradien im urbanen Umfeld erschließen, selbst wenn man nicht zu Hause laden kann und sich auf gelegentliche Schnellladestopps beim Einkaufen verlässt.
Konstante Autobahnabschnitte
Auf der A20 fuhren wir die gewohnten Etappen mit festem Tempomaten beziehungsweise bei hundertsechzig mit ruhigem rechten Fuß, jeweils rund zwanzig Kilometer am Stück. Bei hundert Kilometern pro Stunde standen 15,5 Kilowattstunden pro hundert Kilometer im Display. Bei hundertzwanzig waren es 20,5. Bei hundertvierzig stieg der Wert auf 26,8. Bei hundertsechzig zeigte der Bordcomputer konstant 29,8 an. Hier fällt eine Eigenheit des Systems auf. MG begrenzt die Anzeige offenbar bei hohen Dauerleistungen. Der reale Verbrauch könnte oberhalb liegen, die Visualisierung hilft an dieser Stelle nicht weiter. Für Transparenz bei Schnellfahrern wäre es wünschenswert, wenn MG die Anzeige überarbeitet.
Assistenzsysteme und Navigation
Der MG Pilot kombiniert Abstandsregelung, Spurhaltehilfe und Lenkassistent. Die Kernfunktionen arbeiten sauber, sowohl auf der Landstraße als auch auf der Autobahn hält der Cyberster zuverlässig die Spurmitte und reagiert gelassen auf sanfte Radien. Potential verschenkt er jedoch bei der Geschwindigkeitsanpassung. Trotz Verkehrszeichenerkennung passt das System die gesetzte Geschwindigkeit nicht automatisch an. Es gibt einen Hinweiston, die Korrektur muss manuell über die Lenkradwippe erfolgen. Andere Hersteller können hier bereits vorausschauend und automatisch nach oben und unten regeln, teils inklusive Rückkehr auf die zuvor gewählte Reisegeschwindigkeit. Das ist kein KO-Kriterium, aber eindeutig eine Softwarechance für ein künftiges Update.
Ebenfalls auffällig: Apple CarPlay und Android Auto laufen, jedoch nur kabelgebunden und auf dem linken Display. Man gewöhnt sich daran, ergonomisch gefiele eine rechtszentrierte Bedienung allerdings besser. Eine integrierte Ladeplanung konnten wir nicht finden. Wer das komfortabel will, wünscht sich eine Routen und Ladeplanung an Bord. Erfahrene E-Fahrer kommen mit externer Planung und Spurts an 150 Kilowatt Säulen zurecht, komfortabler wäre die Lösung im System.
Ladecheck von zehn auf achtzig Prozent
Am Ionity Standort starteten wir mit neun Prozent Akkustand. Der MG Cyberster XPower sprang mit 134 bis 135 Kilowatt an und lag damit in Reichweite des versprochenen Peaks von bis zu 144 Kilowatt. Nach wenigen Minuten fiel die Leistung jedoch auf unter hundert und später auf rund 91 Kilowatt, bei etwa zwanzig Prozent SoC pendelte sie eine Zeit lang um 70 Kilowatt. Nach 21 Minuten waren 50 Prozent im Akku, nach 44 Minuten erreichten wir 80 Prozent. Nachgeladen waren zu diesem Zeitpunkt 54,7 Kilowattstunden. Das ist keine Glanzzeit für den Papierwert und liegt deutlich über der anvisierten 30 Minuten.

Unser Szenario war allerdings fordernd. Vor dem Stopp sind wir längere Zeit zügig gefahren, mehrfach hart beschleunigt und kräftig rekuperiert. Naheliegend ist ein thermisch bedingter Schutz des Akkus, der die Ladeleistung früh herunterregelt. Andere Sport EVs mit sehr kräftigen Klimaleistungskreisen für die Batterie können hier länger am Peak bleiben. Es wäre wünschenswert, wenn MG das Thermomanagement so kalibriert, dass der Cyberster im Langstreckenrhythmus trotz zügiger Passagen stabiler lädt. Positiv. Nach dem Abkühlen zieht er hinten raus wieder gleichmäßiger, dennoch bleibt die Gesamtzeit in diesem Test zu lang.
Fahrwerk, Sitzkomfort und Akustik
Der Cyberster ist straff komfortabel abgestimmt. Das passt zum Fahrzeugcharakter. Die Sitze bieten guten Seitenhalt und ausreichend Oberschenkelauflage, lange Etappen sind damit kein Problem, solange man ein Roadster Setup nicht mit einer Luftfeder Luxuslimousine verwechselt. Der kurze Radstand von 2,69 Metern lässt Querfugen und Bodenwellen spürbar, aber nie polterig. Ab etwa hundertsechzig Kilometern pro Stunde nehmen die Windgeräusche deutlich zu. Das ist dem Stoffverdeck, den Spiegeln und der Karosserieform geschuldet und im Segment üblich. Überraschend gut. Das optionale Audiosystem hält auch offen überzeugend dagegen und bleibt pegelfest.
Design und Alltagstauglichkeit
Flache Silhouette, breite Front, markantes LED Tagfahrlicht, sehr feines Heck mit pfeilförmigen Rückleuchten und sportlichem Diffusor. Die elektrisch anhebenden Türen sind Show und Nutzen zugleich, das Verdeck öffnet in unter zwölf Sekunden bis fünfzig Kilometern pro Stunde. Der Innenraum wirkt hochwertig. Mikrofaser, Kunstleder oder Leder, sauber verarbeitete Flächen bis hin zum Dachhimmel. Die Platzverhältnisse passen für zwei Erwachsene, ab etwa 1,85 Körpergröße wird es mit geschlossenem Dach an der Stirnleiste enger. Insgesamt ist das ein sehr stimmiger Material und Qualitätsauftritt, der vergangene MG Klischees endgültig hinter sich lässt.
Leistungswerte auf der freien Bahn
Weil Zahlen überzeugen, haben wir mit GPS nachgemessen. In unseren besten Läufen standen 80 auf 120 km/h in 2,57 Sekunden, 100 auf 160 in 5,34 Sekunden, 100 auf 180 in 8,26 Sekunden und 100 auf 200 in 12,1 Sekunden. Unter leicht anderen Bedingungen wiederholten wir die Messungen mit Ergebnissen nahe daran. Die Tendenz ist klar. Der Cyberster XPower marschiert oberhalb von hundert erstaunlich nachdrücklich und hält die Leistung wiederholbar vor. Die Brembo Anlage erwies sich aus hohen Geschwindigkeiten als standfest und sehr gut dosierbar.
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